Dem Licht zugewandt
Die Lichtstudien der Künstlerin Zoé Hopf erwecken den Eindruck, als würde man fixierte Licht- und Schattenspiele erblicken. Schimmernde Reflexionen, nuanciertes Dämmerlicht, verglühende Sternschnuppen. Ganz so, als wäre das Licht auf poetische Weise auf der Leinwand gebannt, tritt etwas in Erscheinung, lässt aber ebenso vieles im Verborgenen. Man könnte meinen, nur das, was nah dran war, konnte sich auf der Leinwand behaupten und abzeichnen. Ein optisches Fokussieren des Nahgestellten ist dennoch nicht möglich, und auch das Dahinter bleibt oft im Dickicht des farbigen Schattens verborgen.
Für die Serie „Lichtung“ (2021) experimentiert Hopf ausgehend von ihren Erkundungen in ländlichen Umgebungen mit vegetabilen Fundstücken: luftgetrocknete Pflanzen, Farne, Moose oder Nadeln. Einmal ausgesucht, drapiert sie diese auf einer mit Emulsion versehenen Leinwand, die durch künstliche Belichtung im Atelier jene für Fotogramme typischen Aussparungen erkennen lässt, dort, wo die Berührung mit dem Trägermaterial stattgefunden hat. Noch experimentierfreudiger verhält es sich bei der Serie „Ginster“ (2021), die mittels natürlichen Sonnenlichtes vor Ort, direkt zwischen den Zweigen der Ginstersträucher entstanden ist. Jede dieser Aufnahmen ist aufgrund der speziell an diesem Tag vorherrschenden Lichtverhältnisse, der Einzigartigkeit des ausgewählten Materials und seiner Positionierung unikal und ließe sich kaum mehr in exakt derselben Weise reproduzieren. Vergleichbar mit fotochemischen Malereien, wie den bei Mondschein entwickelten „Nachtbildern” von Floris M. Neusüss, werden die am fotografischen Prozess eingesetzten Chemikalien teilweise sich selbst überlassen und von Flora, Fauna und Witterungsbedingungen geprägt.
Mit der Cyanotypie greift Hopf dabei auf ein Urverfahren der Analogfotografie zurück. Im Gegensatz zu herkömmlichen Fotoabzügen kommt Eisen als Lösung zum Einsatz, wodurch die typische bläuliche Färbung entsteht. Das fotografische Verfahren wurde vor allem im Kontext naturwissenschaftlicher Forschung Mitte des 19. Jahrhunderts durch die britische Wissenschaftlerin Anna Atkins und ihre Pflanzendokumentation bekannt. Um “naturgetreue“ Illustrationen oder das Erstellen eines Pflanzenarchivs geht es Hopf allerdings nicht, auch wenn die Motive als mögliche Artefakte vor dem Hintergrund des von Artensterben geprägten Klimawandels betrachtet werden könnten. Das intuitive Experimentieren mit natürlichem und künstlichem Licht ist viel eher geleitet vom Willen zur Erzeugung malerischer Qualitäten und optischer Effekte, wie dies auch die Serie „Lichtstudien“ (2021) nahelegt, die frei von allem Gegenständlichen sowohl Wahrnehmungseffekte einer nuancierten Farbfeldmalerei paraphrasiert als auch an jene atmosphärischen Lichtfelder von James Turrell denken lässt. Jeweils von den Außenkanten der Leinwand her mit künstlichem UV-Licht belichtet, folgt man dem chromatischen, irisierenden Farbverlauf bis zur Bildmitte und stößt dabei im Detail nicht nur auf minimale Unregelmäßigkeiten, sondern meint – tritt man jedenfalls einen Schritt zurück – eine räumliche Bildwirkung und ein leichtes Pulsieren der Farbe zu erkennen.
Maria Sitte
Dem Licht zugewandt
Die Lichtstudien der Künstlerin Zoé Hopf erwecken den Eindruck, als würde man fixierte Licht- und Schattenspiele erblicken. Schimmernde Reflexionen, nuanciertes Dämmerlicht, verglühende Sternschnuppen. Ganz so, als wäre das Licht auf poetische Weise auf der Leinwand gebannt, tritt etwas in Erscheinung, lässt aber ebenso vieles im Verborgenen. Man könnte meinen, nur das, was nah dran war, konnte sich auf der Leinwand behaupten und abzeichnen. Ein optisches Fokussieren des Nahgestellten ist dennoch nicht möglich, und auch das Dahinter bleibt oft im Dickicht des farbigen Schattens verborgen.
Für die Serie „Lichtung“ (2021) experimentiert Hopf ausgehend von ihren Erkundungen in ländlichen Umgebungen mit vegetabilen Fundstücken: luftgetrocknete Pflanzen, Farne, Moose oder Nadeln. Einmal ausgesucht, drapiert sie diese auf einer mit Emulsion versehenen Leinwand, die durch künstliche Belichtung im Atelier jene für Fotogramme typischen Aussparungen erkennen lässt, dort, wo die Berührung mit dem Trägermaterial stattgefunden hat. Noch experimentierfreudiger verhält es sich bei der Serie „Ginster“ (2021), die mittels natürlichen Sonnenlichtes vor Ort, direkt zwischen den Zweigen der Ginstersträucher entstanden ist. Jede dieser Aufnahmen ist aufgrund der speziell an diesem Tag vorherrschenden Lichtverhältnisse, der Einzigartigkeit des ausgewählten Materials und seiner Positionierung unikal und ließe sich kaum mehr in exakt derselben Weise reproduzieren. Vergleichbar mit fotochemischen Malereien, wie den bei Mondschein entwickelten „Nachtbildern” von Floris M. Neusüss, werden die am fotografischen Prozess eingesetzten Chemikalien teilweise sich selbst überlassen und von Flora, Fauna und Witterungsbedingungen geprägt.
Mit der Cyanotypie greift Hopf dabei auf ein Urverfahren der Analogfotografie zurück. Im Gegensatz zu herkömmlichen Fotoabzügen kommt Eisen als Lösung zum Einsatz, wodurch die typische bläuliche Färbung entsteht. Das fotografische Verfahren wurde vor allem im Kontext naturwissenschaftlicher Forschung Mitte des 19. Jahrhunderts durch die britische Wissenschaftlerin Anna Atkins und ihre Pflanzendokumentation bekannt. Um “naturgetreue“ Illustrationen oder das Erstellen eines Pflanzenarchivs geht es Hopf allerdings nicht, auch wenn die Motive als mögliche Artefakte vor dem Hintergrund des von Artensterben geprägten Klimawandels betrachtet werden könnten. Das intuitive Experimentieren mit natürlichem und künstlichem Licht ist viel eher geleitet vom Willen zur Erzeugung malerischer Qualitäten und optischer Effekte, wie dies auch die Serie „Lichtstudien“ (2021) nahelegt, die frei von allem Gegenständlichen sowohl Wahrnehmungseffekte einer nuancierten Farbfeldmalerei paraphrasiert als auch an jene atmosphärischen Lichtfelder von James Turrell denken lässt. Jeweils von den Außenkanten der Leinwand her mit künstlichem UV-Licht belichtet, folgt man dem chromatischen, irisierenden Farbverlauf bis zur Bildmitte und stößt dabei im Detail nicht nur auf minimale Unregelmäßigkeiten, sondern meint – tritt man jedenfalls einen Schritt zurück – eine räumliche Bildwirkung und ein leichtes Pulsieren der Farbe zu erkennen.
Maria Sitte